Vom Elend der Trumponomics
1. Für die Ursachenanalyse des Trumpphänomens ist eine Erkenntnis wichtig:
Trump ist das Produkt der arroganten, abgeschotteten Politikelite in Washington
auf der Basis ihrer Pfründesicherung. Ihre Rechtfertigungsfloskel „Wohlstand für
alle“ durch die Globalisierung ist durch die Wirklichkeit widerlegt worden. Soziale
Spaltung und Existenzängste tief in die Mittelschicht hinein haben dieses Hassklima
gegen „die da oben“ erzeugt. Diese Ängste und die Ablehnung der politischen Klasse
hat Trump agitatorisch instrumentalisiert. Er wurde zur Leitfigur des dumpfen Protestes,
auch weil er dieser politökonomischen Klasse niemals angehörte. Als reicher und erfolgreicher
Unternehmerwar er auf diese Politik-Connection nicht angewiesen.
2. Trump hat den Frust vor allem über den ökonomischen Verfall ganzer Regionen nutzen können. Der Zynismus liegt auf der Hand. Trump instrumentalisiert die Wut der Frustrierten über die Washingtoner Elite, um die Macht zu erringen. Ihm geht es jedoch nicht um eine Politik der sozialen Gerechtigkeit und den Abbau der Existenzängste. Am Ende bleibt er ein Vertreter der ökonomischen Macht zugunsten profitabler Konzerne. Hier bettet sich seine „America First“ ein. Der kaum mehr für möglich gehaltene Protektionismus soll der Wirtschaftsmacht USA dienen. Jedoch kann diese Rückkehr zur nationalistischen Ökonomie in der Welt der internationalen Handelsverflechtung nicht gelingen.
3. Der Protektionismus hat vordergründig eine spektakuläre Seite: Er richtet sich
gegen die Großkonzerne der USA (Automobil und Pharmazie), die bisher Jobs ins Ausland
verlagert haben. Mit seinem Protektionismus legt sich Trump mit den US-Konzernen an,
wohlwissend, dass
er ihnen mit dem Protektionismus Nachteile beschert. Das ist ein interessanter
Klassenkampf zwischen Trump und den globalisierten Konzernen in den USA.
Trump wird diese Politikdominanz nicht durchhalten. Viele andere Zeichen etwa
im Bereich der Deregulierung der Banken zeigen, dass sein starkes Amerika wieder am
Ende das Amerika der Konzerne sein wird.
4. Trump suggeriert die Rettung der US-Wirtschaft mit einem als keynesianisch etikettierten Programm. Mit Keynes hat dieses allerdings wenig zu tun. Denn die Basis ist nicht die Stärkung der Wettbewerbsposition in der internationalen Konkurrenz. Vielmehr steht eine politisch erzwungene Abschottung im Mittelpunkt. Das ist eine Beggar thy neighbor Politik (die den Nachbarn anbettelt bzw. ausplündert), die in der Rückwirkung die USA belasten wird. Damit wird den industriell verwahrlosten Regionen (Rostgürtel, Rust Belt) nicht geholfen. Keynes hatte große Abscheu vor einem derartigen Protektionismus. Das neue US-Modell Trumponomics enthält drei Instrumente auf der Basis dieses Protektionismus: Massive Steuersenkungen für die Unternehmen, öffentliche Infrastrukturinvestitionen und eine gigantische Staatsverschuldung. Am Ende dominiert eine gefährliche Deregulierung vor allem der Finanzmärkte, die die Ursachen der Finanzkrise verdrängt. Die wird ihm bei den Wallstreet-Despoten viel Zustimmung bringen. Seine Deregulierung steht für eine neoliberale Entstaatlichung. Dazu gehört auch eine wirtschaftsfreundliche Umweltpolitik, die die Klimakatastrophe antreibt. Jetzt schon lässt sich allerdings zeigen, das Wirtschaftswunder dieser „VoodooEconomist“, die auf Marktradikalität setzt, bleibt aus. Nachhaltige Entwicklungsschäden sind zu erwarten. Die soziale Spaltung zugunsten der Superreichen wird durch Trump nicht gebremst, sondern eher beschleunigt.
Am Ende wird mit Trump seinem Makroönomik dafür sorgen, dass die Verlierer der Globalisierung ihre Lage nicht verbessern. Die soziale Spaltung nimmt zu. Die Sehnsucht nach dem alten US-Imperialismus wird jedoch an den Widerständen in der Welt scheitern. Anstatt die Globalisierung mit sozialen und ökologischen Mindeststandards zu sichern, wird die Kombination nationalstaatliche Abschottung plus Abbau von Regulierungen zur Bändigung der Profitwirtschaft zum Entwicklungsrisiko.
Eines ist gewiss: Wird Trumps Komplizenschaft mit dem Wallstreet-Finanzmarktkapitalismus durch den Abbau der seit 2008 eingesetzten Regulierungen nicht gebremst, dann wird er der Präsident de nächsten, viel brutaleren Finanzmarktkrise.